Die Chemins de fer du Jura betreibt ein Streckennetz von rund 85 Kilometer. Die Hauptlinie führt von La Chaux-de-Fonds über Le Noirmont und Saignelégier bis nach Glovelier. Unterwegs durchfährt der rote Zug die wunderschöne Landschaft der Freibergen, welche zugleich die Heimat der gleichnamigen Pferderasse bildet.
236, La Chaux-de-Fonds-Le Noirmont-Saignelégier-Glovelier
La Chaux-de-Fonds bildet den Ausgangspunkt von zwei Schmalspurlinien. Die eine führt durch das Hochtal Vallée de la Sagne nach Les Ponts-de-Martel (222), die andere über die Jurahochebene nach Glovelier. Für die rund 50 Kilometer lange Strecke durch den Jura brauchen die Züge der Chemins de fer du Jura gut 1 ¼ Stunden. So lässt der Pendelzug den Bahnhof der Uhrmachermetropole stündlich hinter sich. Schon kurz nach der Bahnhofsausfahrt führen die Gleise mitten durch die Gassen der höchstgelegenen Stadt von Europa.
Auf diesem Strassenbahnabschnitt wird vom Lokführer die ganze Aufmerksamkeit gefordert. Immer wieder ist ein Pfiff aus der Lokpfeife notwendig um Automobilisten und Fussgänger zu warnen. Unterwegs wird die "Hotel de Ville" Brücke passiert. Der Bau der gemeinsam von Schiene und Strasse benützten Brücke war der Grund, dass der Abschnitt zwischen La Chaux-de-Fonds Est und dem Bahnhof erst 1883, also ein Jahr nach der eigentlichen Fertigstellung der Eisenbahnlinie nach Saignelégier, eröffnet werden konnte. Die weiterführende Strecke nach Glovelier wurde dann erst 20 Jahre später
durch die damalige Eisenbahngesellschaft Régional Saignelégier–Glovelier (RSG) in Betrieb genommen. Nach einem kurzen Halt an der Station La Chaux-de-Fonds Est wird die Zivilisation hinter einem gelassen und der rote Zug taucht in die romantische Gegend des Juras ein. Die Strecke windet sich durch einen dichten Tannenwald zur Kreuzungsstelle Bellevue hoch. Mit 1`073 Metern über Meer befindet sich hier der höchste Punkt der Strecke. Bei der kleinen Haltestelle La Cibourg wird der Kanton Neuenburg verlassen und die Reise führt für wenige Kilometer über Berner Boden.
Nach einem kurzen Halt in der Gemeinde La Ferrière durchqueren die Gleise der Chemins de fer du Jura (CJ) weite Waldweiden. Neben den stündlich verkehrenden Personenzügen ist die CJ auch regelmässig mit Güterzügen unterwegs. So gelangt seit 2000 der Kehricht von Glovelier per Bahn in die Verbrennungsanlage von La Chaux-de-Fonds. Daneben werden auch Normalspurwagen mit Langholz, Heizöl, Schotter und Strassensalz mit Rollschemel durch den Jura befördert. Vorbei an den kleinen Haltestellen La Chaux-d'Abel und La Large-Journée, welche nur auf Verlangen bedient werden,
trifft der Zug wenig später in Les Bois ein. Die jurassische Ortschaft ist geprägt von der benachbarten Region Franche-Comté. Über die Weiler Le Boéchet und Le Creux-des-Biches erreicht der rote Pendelzug nach knapp 30 Minuten Fahrzeit Le Noirmont. Die Gemeinde gehörte wie viele andere Schweizer Dörfer in der Region auch, ab 1793 zu Frankreich. Erst nach dem Entscheid des Wiener Kongresses 1815 kamen sie wieder zur Eidgenossenschaft. Im Bahnhof von Le Noirmont zweigt auch die rund 20 Kilometer lange Anschlussstrecke nach Tavannes (237) ab, welche ebenfalls durch die CJ betrieben wird.
Nach einem kurzen Aufenthalt setzt der Regionalzug seine Fahrt nach Glovelier fort. In Fahrtrichtung links kann man nun das tiefe Tal des Doubs erkennen. Dahinter liegt das bereits zu Frankreich gehörende Hochplateau von Maîche. Wenig später trifft man in Saignelégier, dem Hauptort der Freiberge ein. Hier findet einmal im Jahr der "Marché-Concours national de chevaux," statt. Der Pferdemarkt, der sich hauptsächlich um die typischen Freibergerpferde dreht, zieht jeweils Tausende von Besuchern an. Bis 1948 musste hier für die Weiterfahrt umgestiegen werden.
Denn die 1904 eröffnete Weiterführung nach Glovelier wurde nicht nur von einer anderen Bahngesellschaft gebaut, sondern auch in Normalspur erstellt. Man erhoffte sich, dadurch den umfangreichen Vieh- und Holztransport auf der Strecke zu vereinfachen. Jedoch entwickelte sich der Verkehr in der dünn besiedelten Gegend nicht wie erwartet und die Gesellschaft geriet immer wieder in Zahlungsschwierigkeiten. Trotz der Fusion mit anderen jurassischen Eisenbahnen zur Chemins de fer du Jura 1944 musste der Personenverkehr 1948 auf dem Abschnitt Saignelégier–Glovelier
wegen des maroden Zustands der Gleise ganz eingestellt werden. Darauf hin wurde die Strecke komplett saniert, mit 1500V Gleichstrom elektrifiziert und auf Meterspur umgebaut. Fünf Jahre später konnte mit neuem Rollmaterial der durchgehende Betrieb La Chaux-de-Fonds - Glovelier realisiert werden. Nach einem Aufenthalt von 10 Minuten nimmt die CJ Komposition den zweiten Teil der Reise in Angriff. Das Trasse folgt weiter dem Sattel der Jurahochebene zum Haltepunkt Pré-Petitjean, wo sich das Depot der Museumsbahngesellschaft La Traction befindet.
Die Remise des Vereins beheimatet mehrere nostalgische Triebwagen sowie eine Dampflok, mit denen in den Sommermonaten jeweils Fahrten angeboten werden. Vorbei am kleinen Plain de-Saigne See erreicht man den Kreuzungsbahnhof Bollement. Nun schlängeln sich die Gleise mit mehreren kurzen Tunnels am felsigen Abgrund entlang nach Le Fondeval. Hier windet sich der Zug mit einer Kehrschleife in den Kopfbahnhof Combe-Tabeillon hinunter. Um die rund 500 Höhenmeter vom Jura-Plateau nach Glovelier überwinden zu können, ist hier eine Spitzkehre notwendig.
So muss der Lokführer den Führerstand wechseln und die Weiche von Hand für die Weiterfahrt stellen. Im Anschluss kann der Zug die Reise in gegengesetzter Richtung fortsetzen. Die Strecke folgt nun dem Verlauf des Tabeillon Flusses und gelangt schliesslich mit einer langgezogenen Rechtskurve in den Schmalspurbahnhof von Glovelier, wo die Gleise der Chemins de fer du Jura enden. Mehrere Versuche, die Bahn in den Kantonshauptort zu verlängern, blieben bis heute ohne Erfolg. So müssen für die Weiterfahrt nach Delémont auch weiterhin die schlanken Anschlüsse zur SBB genützt werden.
Last Update: 18.11.2024
Zuletzt gereist: 15.03.2022