Von Allaman aus verkehrt an den Wochenenden mehrmals täglich ein PostAuto über den Col de Marchairuz ins Vallée de Joux. Dabei durchfährt der Linienbus eine bezaubernde Gegend des Naturpark Jura Vaudois. In Le Brassus angekommen bringt einem die Eisenbahn am wunderschönen Lac de Joux entlang nach Le Pont. Von dort geht es mit einem MBC Bus über eine weiteren Pass, den Col du Mollendruz. Schliesslich endet diese herrliche Fahrt durchs Jura in der Ortschaft L`Isle
10.720, Allaman-Gimel-St.George-Le Marchairuz-Le Brassus
Den Ausgangspunkt dieser herrlichen PostAuto Linie, welche die Nummer 720 trägt, bildet der Bahnhof von Allaman. An den
Wochenenden nimmt mittlerweile sechs Mal am Tag ein Linienbus die einstündige Reise über den Col de Marchairuz ins Vallée de Joux in Angriff. Doch vor der eigentlichen Passfahrt tuckert das
Fahrzeug der Post ins Nachbarsdorf nach Aubonne. Der Haltestellenname „gare“ ist ein Indiz dafür, dass die Ortschaft einmal auf Schienen erreichbar war. 1896 nahm die Überlandstrassenbahn
zwischen Allaman und Aubonne ihren Betrieb auf.
Zwei Jahre später wurde sie bis nach Gimel verlängert. Leider drohte der Gesellschaft das gleiche Schicksal wie so manch anderer Schweizer Nebenbahn. Nach gerade einmal 50 Betriebsjahren wurde sie auf den weitaus kostengünstigeren Busbetrieb umgestellt und anschliessend rückgebaut. Einzig die ehemalige Remise der Bahngesellschaft, die heute als Busdepot dient, erinnert noch an den Bahnbetrieb. Nach einer kurzen Standzeit beim alten Bahnhof, der nach wie vor ein wichtiger Knotenpunkt ist und total fünf PostAuto-Linien starten, führt die Reise weiter durch das Tal der Aubonne via Montherdo nach Gimel.
10.840, Gimel - St-George - Le Marchairuz - Le Brassus
Für die Weiterfahrt nach nach St-George und zum Col du Marchairuz muss seit dem neu eingeführten Fahrplankonzept im Dezember 2024 auf die von Roll herkommenden Busse der Linie 840 umgestiegen werden. Nach dem Passieren des Busknotenpunkts place de L'Union folgt das PostAuto der Strasse nach St-George. Unterwegs wird eine herrlich grüne Landschaft durchfahren und hie und da eröffnet sich ein herrlicher Blick auf den Genfersee. Bis hier hin wird die ganze Woche ein Stundentakt angeboten.
Das Dorf am Eingang des Naturpark Vaudois ist nebst der Linie 720 auch ab Nyon (10.820) erschlossen. Nach einer kurzen Verschnaufpause im „village“ kann die eigentliche Passfahrt über den Col de Marchairuz beginnen. Die Zivilisation wird nun definitiv hinter einem gelassen und das PostAuto gewinnt auf der stetig ansteigenden Passstrasse schnell an Höhe. Schon nach kurzer Zeit eröffnet sich in Fahrtrichtung links eine wunderbare Aussicht auf den Lac Leman und die Savoyer Alpen. Betrieben wird die Linie über den Col de Marchairuz übrigens vom PostAuto-Halter
„Auto-Transport du Coeur de la Côte“, kurz ARCC. Die Firma ist über Umwegen aus den einstigen Schmalspurbahnen am Genfersee entstanden und betreibt heute im Auftrag von PostAuto ein grosses Liniennetz. Dazu gehört eben auch die Marchairuz-Linie. Obschon der knapp 1`500 Meter hohe Pass das ganze Jahr über ein beliebtes Naturerholungsgebiet ist, wird er nur an den Wochenenden mit dem PostAuto bedient. Inzwischen sieht der Fahrplan immerhin ganzjährig sechs Kurspaare vor. Das gelbe Fahrzeug der Post kämpft sich nun weiter die Passtrasse hoch.
Schroffe Felswände und weitläufige Föhrenwälder wechseln sich auf diesem Abschnitt ab. Bei der Haltestelle Sapin à Simeon öffnet sich für einen kurzen Moment der Wald, sodass ein letzter Ausblick auf die Weinanbauregion La Côte und den dahinterliegenden tiefblauschimmernden Genfersee besteht. Im Anschluss nimmt der Linienbus die letzte Steigung zur Passhöhe in Angriff. Nach einer Fahrzeit von 45 Minuten trifft das PostAuto schliesslich auf dem 1`447 Meter hohen Jurapass ein. Hier wartet ein gemütliches Hotel-Restaurant mit einer grossen Sonnenterasse auf die Gäste.
Die Passhöhe liegt mitten im 100 Quadratkilometer grossen Regionalpark „Parc jurassien vaudois“ und ist somit ganzjährig ein beliebtes Ausflugsziel. Im Sommer kann man zahlreiche Wanderungen unternehmen, wie zum Beispiel auf den Mont Tendere, mit 1`679 Metern die höchste Erhebung im Schweizer Jura. Im Winter ziehen die kilometerlangen Langlaufloipen sowie die weitläufigen Schneeschuh Trails zahlreiche Wintersportler an. Ohne viel Zeit zu verlieren lässt das PostAuto den höchsten Punkt der Reise hinter sich und nimmt die Talfahrt ins Vallée de Joux in Angriff.
Die kurvige Passtrasse schlängelt sich durch eine sanfte Hügellandschaft langsam talwärts. Beim Blick aus dem Fenster dominieren vor allem im Frühling die farbenprächtigen Blumenwiesen. Vorbei am kleinen Weiler Pré de Bière gelangt der Linienbus zur Alp Molard. Das weitläufige Gebiet bildet im Sommer die Heimat von unzähligen Kühen, die hier ihren Alpsommer verbringen. Unten im Tal kann man derweil bereits den grössten aller Juraseen erkennen, den Lac de Joux – der die Region zu einem beliebten Reiseziel macht.
Nach genau einer Stunde Fahrzeit trifft der Linienbus in der Ortschaft Le Brassus ein. Das Waadtländer Dorf ist, wie das ganze Vallée de Joux, sehr von der Uhrenindustrie geprägt. So befindet sich hier der Sitz des Luxusuhrenherstellers Audemars Piguet. Weiter spielt auch der Tourismus im Hochtal eine wichtige Rolle. Am Bahnhof bestehen gute Anschlüsse an den R4 in Richtung Le Day - Lausanne. Das PostAuto verkehrt nach einer kurzen Standzeit noch weiter bis ins Nachbarsdorf Le Sentier, wo die Fahrt schliesslich am Bahnhof Chez-le-Maître endet.
210, Le Brassus-Le Pont
Im 2008 neu errichteten Bahnhof von Le Brassus wartet bereits ein Flirt Triebzug der SBB. Jahrelang kamen auf der Nebenlinie "Domino" Züge der Travys zum Einsatz, welche damals noch nach Vallorbe verkehrten. Das neue Betriebskonzept sieht seit 2022 eine durchgängige Verbindung des R4 vom Vallée de Joux bis nach Aigle im Unterwallis vor. So lässt der Zug den autonomen Ortsteil der Gemeinde Le Chenit hinter sich und tuckert zur Haltestelle Chez-le-Maître-Ecoles. Diese wird wie fast alle Stationen auf der Linie nur auf Verlangen bedient.
Vorbei am grosszügigen Bahnhof von Le Sentier-L'Orient nähert sich das Bahntrasse dem Lac de Joux.Der grösste Jurasee friert aufgrund seiner Lage auch heute in den meisten Wintern noch komplett zu. Während früher das Eis des zugefrorenen Sees nach Frankreich und Deutschland exportiert wurde, dient es heute als Schlittschuhbahn. Das Trasse schlängelt sich nun am Campingplatz vorbei nach Le Lieu. Das Hochtal hat seit 1899 einen Eisenbahnanschluss. Nachdem die Chemin de fer Pont–Vallorbe (PV) die Strecke bis Le Pont errichtete, wurde für die Verlängerung nach Le Brassus eine weiter Gesellschaft gegründet.
Die Chemin de fer Pont–Brassus (PBr) war 100 Jahre lang ein eigenständiges Bahnunternehmen, bevor sie 2001 durch die Travys übernommen wurde. Doch zurück zur Reise. Diese führt weiter am Ufer des wunderschönen Lac de Joux entlang, auf dem im Sommer übrigens auch ein Kursschiff unterwegs ist (3201). Nach gut 20 Minuten trifft der Zug in Le Pont ein. Ein Bruchteil des Seewassers fliesst hier in den benachbarten Lac Brenet, der Grossteil versickert aber im Kalkuntergrund des Seebodens und tritt erst in den Grotten von Vallorbe wieder zutage. Hier am östlichsten Punkt des Lac de Joux endet dann auch schon diese Bahnfahrt.
10.750, Le Pont-Col de Mollendruz-L`Isle
Die idyllische Ortschaft Le Pont ist direkt am Wasser gebaut. Bis zu Eröffnung der Bahnlinie lebten die Einwohner von der Landwirtschaft. Dann aber entwickelte sich das Dorf in einen beliebten Ferienort für Touristen aus dem In- und Ausland. So wurden die Bauernhäuser zu Unterkünften umgebaut. Um den "Bäuerlichen" Ursprung zu verbergen wurden dabei die Fassaden angepasst. Oberhalb des Dorfkerns wurde für die finanziell besser betuchten auf dem Höhepunkt der Belle-Époque ein majestätisches Grand-Hôtel errichtet.
Trotz der grossen Veränderung konnte Le Pont seine ursprüngliche charakteristische Struktur behalten. An den Wochenenden startet von hier die Linie 750, die einem über dem Col de Mollendruz nach L`isle bringt. Fünf mal am Tag verbindet die von der MBC betriebene Linie das Vallée de Joux mit Cossonay-Penthalaz. Doch bevor die Passfahrt beginnen kann, tuckert der Linienbus an den farbigen Häuserfassaden von Le Pont vorbei. Im Anschluss wird das Hochtal aber definitiv hinter einem gelassen und die Strasse windet sich den Col de Mollendruz hinauf.
Beim Parkplatz Petra Félix zweigt die Strasse nach Vaulion - Romainmôtier ab, welche durch die PostAuto-Linie 10.683 an den Wochenenden bedient wird. Der grün-beige Bus bleibt jedoch auf der Mollendruz Passstrasse und tuckert zur Haltestelle Fontaine froide hoch. Der Passübergang wurde schon anfangs des 12. Jahrhunderts genutzt. Er verband die Prämonstratenser Abtei Lac de Joux mit dem Kloster Romainmôtier. Um 1870 wurden dann die Pfade in eine befahrbare Passstrasse ausgebaut.
Nach nur 10 Minuten trifft der grün-beige Linienbus auf der 1`180 Meter hohen Passhöhe ein. Die "Brücke" zwischen dem Vallée de Joux und dem Genfersee ist idealer Ausgangspunkt um das Jura-Gebirge ganzjährig zu erkunden. Im Winter lädt das Chalet du Mollendruz mit einfachen Speisen zum Einkehren ein. Ohne viel Zeit zu verlieren braust der Bus anschliessend auf der gut ausgebauten Strasse hinunter in Richtung L`Isle. Unterwegs ergibt sich dabei ein grandioser Ausblick auf die Ebene des Waadtländer Mittellandes welche bis zum Genfersee reicht.
Der nächste Halt befindet sich in Mont-la-Ville. Da die Gemeinde früher von den reichen Einkünften der Forstwirtschaft leben konnte, mussten erst ab 1983 Gemeindesteuern erhoben werden. Die Reise führt nun weiter durch den Weiler Coudre nach l`Isle. Die Ortschaft ist heute von typischen Bauernhäusern geprägt. Kurz bevor die Reise am Bahnhof endet, fährt der Bus noch am wunderschönen Château de l`Isle vorbei. Das prunkvolle Anwesen mit Park, Baumallee und Wasserbecken dient heute als Schulhaus.
Last Update: 18.11.2024
Zuletzt gereist: 02.01.2024