Durch den Berner Jura ins Schokoladen-Paradies

Moutier - Les Ecorcheresses - Bellelay - Tavannes - Sonceboz-Sombeval - Courtelary

Von Moutier aus geht es mit dem PostAuto durch das dünnbesiedelte Petit Val nach Bellelay. Das Maison de Tête de Moine vermittelt hier spannende Eindrücke in die Geschichte des gehobelten Halbhartkäses. Mit der Linie 41 geht es anschliessend weiter nach Tavannes, wo bereits ein Zug der SBB wartet. Dieser bringt einem via Sonceboz-Sombeval schliesslich nach Courtelary, wo man in die verführerische Welt von Ragusa und Torino eintauchen kann.

Das PostAuto wartet in Moutier auf die Anschlussreisenden
Das PostAuto wartet in Moutier auf die Anschlussreisenden

21.021 Moutier – Souboz – Bellelay

Moutier ist ein wichtiger Bahnknotenpunkt an der 1876 eröffneten Jurabahnlinie Basel-Biel. 1908 wurde durch die damaligen Solothurn-Münster Bahn eine weitere Linie in Betrieb genommen. 1915 fand die Einweihung des Grenchenberg-tunnels statt, welche eine direkte Verbindung ins Mittelland realisierte. Daneben starten am Bahnhof auch einigen Buslinien. Eine davon trägt die Nummer 21 und führt durch das Petit-Val nach Bellelay. Das Fahrplanangebot richtet sich hauptsächlich an Schüler, was auch den dünnen Fahrplan erklärt. 

Der MobiJU Bus unterwegs im Berner Jura
Der MobiJU Bus unterwegs im Berner Jura

So enden tagsüber die meisten der ungetakteten Kurse bereits im Nachbarsdorf Perrefitte. Nur fünf Kurse fahren montags bis freitags weiter durch das dünnbesiedelte jurassische Hochtal nach Bellelay. An den Wochenenden sieht der Fahrplan gar keine Verbindungen durch das bernerische Petit Val vor. Doch zuerst führt die Reise auf schmalen Quartierstrassen durch die dichtbevölkerten Wohnquartiere von Moutier (BE), das ab 2026 zum Kanton Jura gehört. Vorbei an den grossen Werkgebäuden der Werkzeug-, Maschinenbau-, Textil- und Glasindustrie gelangt der Linienbus ins Nachbardorf Perrefitte.

In Les Ecorcheresses, einer einsamen Bauernhaussiedlung, muss je nach Kurs umgestiegen werden
In Les Ecorcheresses, einer einsamen Bauernhaussiedlung, muss je nach Kurs umgestiegen werden

Kurz darauf lässt der Linienbus die Zivilisation hinter sich und nimmt den sanften Anstieg auf den Col les Ecorcheresses in Angriff. Die knapp zwei spurig ausgebaute Durchgangsstrasse windet sich dabei gemächlich durch die bewaldete Juralandschaft zum gleichnamigen Weiler Les Ecorcheresses. Je nach Uhrzeit muss man hier, in dieser abgeschiedenen Bauernhaussiedlung, auf einen anderen Bus umsteigen. Dieser fährt weiter in die Strassenzeilen-Ortschaft Souboz. Das 100 Seelendorf gehörte von 1797 bis 1815 zu Frankreich.

Seit Dezember 2021 sind die PostAutos im Jura nicht mehr gelb sondern im rot-weissen MobiJU Design unterwegs
Seit Dezember 2021 sind die PostAutos im Jura nicht mehr gelb sondern im rot-weissen MobiJU Design unterwegs

Erst nach dem Wiener Kongress von 1815 ging die Gemeinde zurück zur Eidgenossenschaft in den Kanton Bern über. Der weiss-rote Linienbus im MobiJU Design, der aber nachwievor von der PostAuto AG betrieben wird, braust derweil an der Gorges du Pichoux vorbei nach Sornetan. Die auf einer Anhöhe liegende Ortschaft wird mit einer kurzen Stichfahrt bedient. Zurück auf der Hauptstrasse geht die Reise weiter ins Nachbarsdorf Châtelat. Auch hier prägt die Landwirtschaft das Ortsbild stark. Vor allem die Milchwirtschaft für die Herstellung des Tête de Moine spielt eine wichtige Rolle. 

In Bellelay école endet die Fahrt
In Bellelay école endet die Fahrt

Wenig später trifft der Bus in Bellelay ein. Am Ortseingang steht die markante Klosteranlage von Bellelay. Das Prämonstratenser Kloster wurde 1142 erstmals erwähnt. Nachdem das Kloster 1797 durch französische Truppen eingenommen und geplündert wurde, diente es im 19. Jahrhundert als Uhrenfabrik, danach als Brauerei und schliesslich als Glashütte. 1891 erwarb der Kanton Bern das Areal, welcher seither in den historischen Bauten eine psychiatrische Klinik betreibt. Schliesslich endet die Linie bei der Haltestelle école. 

Der dreitürige Citaro unterwegs im Ortskern von Bellelay
Der dreitürige Citaro unterwegs im Ortskern von Bellelay

21.041, Bellelay - Reconvilier - Tavannes  

Bellelay ist eine der nord-westlichsten Gemeinden des Kantons Bern. So bildet sie auch den Ausgangspunkt der Via Berna. Der 300 Kilometer lange Wanderweg führt in 20 Etappen einmal quer durch den Kanton Bern und endet schliesslich auf dem Sustenpass. Die Ortschaft wird unter der Woche von der Linie 41 erschlossen. Diese verkehrt mehrmals täglich zwischen Tavannes und dem jurassischen Les Genevez. Am Wochenende stellt die Ausflugslinie 35 Reconvilier - Glovelier die Anbindung an den öffentlichen Verkehr sicher. 

Rechts im Bild ist gut das Maison de Tête de Moine zu erkennen
Rechts im Bild ist gut das Maison de Tête de Moine zu erkennen

So führt die Fahrt am historischen Hôtel de l’Ours, welches Ende des 17. Jahrhunderts erbaut wurde, vorbei zum Maison de Tête de Moine. Im nahegelegenen Kloster sollen die Mönche 1192 den berühmten Halbhartkäse erfunden haben. Dieser wird traditionell nicht in Scheiben geschnitten, sondern mit der speziell dafür entwickelten Girolle hauchdünn geschabt. Im Tête de Moine-Museum erhalten die Besucher einen Einblick in die historische Käserei und den Käsekeller und können dabei zahlreiche regionale Köstlichkeiten geniessen. Doch zurück zur Reise. 

 

Endstation Tavannes, gare
Endstation Tavannes, gare

Diese führt derweil durch die Ortschaften Le Fuet, Saicourt und Saules ins 200 Höhenmeter tieferliegende Reconvilier hinunter. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert siedelten sich hier viele Maschinen- und Uhrenfabriken an. Die wichtigste Rolle spielt dabei die 1855 eröffnete Giesserei Boillat, welche auch heute noch rund 400 Arbeiter in der Metallbearbeitung beschäftigt. Nach einem kurzen Abstecher zum Bahnhof braust der Linienbus weiter ins Nachbarsdorf Tavannes, wo die Fahrt nach rund 20 Minuten Fahrzeit am 1874 eröffneten Bahnhof endet. 

Die Zugskomposition ist soeben im Bahnhof von Tavannes eingefahren
Die Zugskomposition ist soeben im Bahnhof von Tavannes eingefahren

226, Tavannes - Sonceboz-Sombeval

Mit knapp 3500 Einwohnern gehört die Gemeinde zu den grössten im Berner Jura. Tavannes liegt an der SBB Bahnstrecke Sonceboz-Sombeval - Moutier und bildet seit 1884 auch den Ausgangspunkt einer Schmalspurlinie nach Tramelan (237). Der Fahrplan sieht auf beiden Linien mindestens den Stundentakt vor. So tuckert die Domino Komposition der Bundesbahn in gut 5 Minuten nach Sonceboz. Die Ortschaft wird dabei mit einem grossen Bogen umfahren bevor die Gleise in den mehrspurigen Bahnhof münden. 

Hochbetrieb in Sonceboz-Sombeval
Hochbetrieb in Sonceboz-Sombeval

225, Sonceboz-Sombeval - Courtelary

Die Doppelgemeinde erstreckt sich am Eingang des Vallon de Saint-Imier. Am Bahnhof werden die stündlich verkehrenden Regionalzüge Biel - La-Chaux-de-Fonds / Moutier geflügelt. Während der vordere Zugsteil über Reconvilier nach Moutier fährt, zweigt die hintere Komposition in das Jura-Längstal ab. Der Betrieb auf der La-Chaux-de-Fonds Linie wird dabei durch die alternierend verkehrenden RegioExpress Züge zum 30 Minutentakt verdichtet. So rattert die 1987 erbauten und 2008 rundumerneuerten RBDe 560 Kompositionen gemächlich nach Corgémon.

Die Schokoladenfabrik befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof
Die Schokoladenfabrik befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof

Vorbei an der Ortschaft Cortébert trifft der Zug wenig später in Courtelary ein. Das ehemals stark von der Landwirtschaft geprägte Dorf bildet seit 1935 den Hauptsitz der Chocolats Camille Bloch SA. Der Schokoladenhersteller wurde 1926 von Herrn Camille Bloch in Bern gegründet. Nachdem in der Hauptstadt für die immer grösser werdende Produktion kein geeigneter Standort mehr gefunden werden konnte, zügelte er sein Unternehmen in den Berner Jura. Heute wird das Familienunternehmen in der dritten Generation geleitet. Das 2017 neueröffnete Besucherzentrum mit Erlebniswelt bietet spannende Eindrücke in Welt von Ragusa, Torino und Co. 


Last Update: 18.11.2024
Zuletzt gereist: 11.11.2022