Auf schmaler Spur geht`s vom Genfersee in die Höhen des Waadtländer Juras

Nyon – St-Cergue – La Cure

Das Streckennetz der NStCM ist gerade 27 Kilometer lang und reicht vom Ufer des Genfersees hinauf ins Jura Hochtal nach La Cure an der Französischen Grenze. Während der knapp einstündigen Bergfahrt wird man vom einmaligen Ausblick auf den Lac Leman und die Savoyer Alpen begleitet.

Der unterirdische Bahnhof von Nyon bildet Kilometer 0 der NStCM
Der unterirdische Bahnhof von Nyon bildet Kilometer 0 der NStCM

155, Nyon – St-Cergue – La Cure

Nyon ist Ausgangspunkt einer 27 kilometerlangen meterspurigen Bahnlinie, welche in die Höhen des Waadtländer Juras führt. Seit 2004 nimmt die Linie ihren Anfang bei den unterirdischen Gleisen 21/22, zuvor startete sie auf dem dortigen Bahnhofsplatz. In den Hauptverkehrszeiten verlässt alle 15 Minuten ein Zug den Kopfbahnhof. Während bis zum beliebten Sommer- und Wintersportort St-Cergue ein Halbstundentakt gilt, verkehrt lediglich ein Zug in der Stunde weiter bis zum Grenzbahnhof in La Cure.

Ein 2015 gelieferter ABe 4/8 Triebzug hat Nyon hinter sich gelasssen
Ein 2015 gelieferter ABe 4/8 Triebzug hat Nyon hinter sich gelasssen

Der Betrieb wird heute grösstenteils durch die 2015 und 2021 neu beschafften ABe 4/8 Triebzüge bewältigt. Die zweiteiligen Kompositionen wurden in einer Grossbestellung zusammen mit anderen Westschweizer Schmalspurbahnen bei der Firma Stadler Rail in Bussnang in Auftrag gegeben. Die älteren BDe 4/4 Pendelzüge kommen nur noch sporadisch zum Einsatz. Doch zurück zur Reise. Nachdem der unterirdische Bahnhof verlassen wurde, trifft der Zug nach nur einer Minute am Tageslicht in Les Plantaz ein, wo sich auch das Depot und die Betriebswerkstätte der NStCM befindet.

 

 

Der Zug kämpft vor gewaltiger Kulisse des Genfersees langsam bergwärts
Der Zug kämpft vor gewaltiger Kulisse des Genfersees langsam bergwärts

An weiten Feldern vorbei gelangt der Zug nach L'Asse. Nun fängt die Linie langsam an zu steigen und führt am Jurafuss über  Trélex und  Givrins  nach Genolier. Die Pläne für ein ausgedehntes Schmalspurnetz im Waadtländer Jura entstanden 1899. Neben der Linie nach St-Cergue sah die vom Bund genehmigte Konzession auch den Bau der Linien nach Gingins und Gimel vor. Aufgrund mangelnder Finanzierung verzögerte sich jedoch der Baubeginn. 10 Jahre später beschloss man lediglich die Hauptlinie Nyon–St-Cergue–La Cure mit Weiterführung bis nach Morez (F) zu bauen. 

  

Einfahrt im Bahnhof La Muids
Einfahrt im Bahnhof La Muids

Der Erste Weltkrieg erschwerte den Bau erheblich, sodass die Linie bis an die Französische Grenze erst 1917 eröffnet werden konnte. Der Zug hat mittlerweile mit einer grossen Kurve den Bahnhof von Genolier verlassen und nimmt nun die eigentliche Bergstrecke in Angriff. Das kurvige Trasse windet sich langsam am Jurasüdfuss hoch nach Le Muids. Wer nun einen Blick aus dem Fenster wirft, wird von einem gewaltigen Panorama auf den Genfersee und die Savoyer Alpen belohnt. Bei guter Fernsicht kann man sogar den höchsten Berg der Alpen, den Mont Blanc, erkennen. 

Der Tiebzug hat bei schönstem Wetter die Kreuzungsstelle Arzier erreicht
Der Tiebzug hat bei schönstem Wetter die Kreuzungsstelle Arzier erreicht

Nach einer 180 Grad Kurve und der Durchfahrt des kurzen Bassins-Tunnels trifft der rote Zug im Bahnhof von Arzier ein. Hier muss der Gegenzug abgewartet werden, bevor die Fahrt weiter gehen kann. Das Trasse führt nun weiter nach Westen. Die Zivilisation liegt nun definitiv hinter einem und die Reise führt durch ein zerklüftetes Gelände mit einem ausgeprägten Mischwald Richtung Saint-Cergue. Dass die Bahnlinie auch heute noch besteht, ist alles andere als selbstverständlich. Denn schon in den ersten Betriebsjahren kam wegen des schlechten Wechselkurses   

 

 

Die 1985 beschafften BDe 4/4 Pendelzüge prägten Langezeit das Bild der NStCM
Die 1985 beschafften BDe 4/4 Pendelzüge prägten Langezeit das Bild der NStCM

insbesondere der Internationale Verkehr nach Morez (F) nur schwer in Gang. Dazu kam die stetig wachsende Konkurrenz durch den Strassenverkehr. Schliesslich führte der Zweite Weltkrieg dazu, dass die Franzosen ihre Anschlusstrecke von La Cure nach Morez mehrmals stilllegen mussten. In dieser schwierigen Zeit wurden auf dem Col de la Givrine die ersten Wintersportanlagen gebaut. So setzte auf der Schweizer Seite der langersehnte Aufschwung ein. Dennoch drohte 1972 die Umstellung auf Busbetrieb, was jedoch von der Bevölkerung gerade noch verhindert werden konnte. 

 

Einfahrt im Bahnhof von St-Cergue, wo sich auch eine kleine Remise befindet
Einfahrt im Bahnhof von St-Cergue, wo sich auch eine kleine Remise befindet

Da die Fahrgastzahlen seit den 1970ern Jahren stetig gestiegen sind, entschloss man sich 1982 die Bahnlinie weiter zu betreiben und das Streckennetz grundlegend zu modernisieren. Nach rund 40 Minuten trifft der Zug bei der wichtigsten Zwischenstation ein - Saint-Cergue. Der Bahnhof besitzt auch eine kleine Remise und ist Stützpunkt des Bahn- und Schneeräumdienstes der NStCM. Bis hierhin verkehren die Züge auch den ganzen Tag über im 30 Minutentakt. Die Ortschaft zählt aber auch zu den bedeutendsten Wintersportorten im Hochjura. Neben den zahlreichen Skiliften,

An der Grenze zu Frankreich endet die herrliche Bahnfahrt
An der Grenze zu Frankreich endet die herrliche Bahnfahrt

die sich am Nordwesthang der La Dôle befinden, sind die Jurahöhen ausserdem auch für Langlaufloipen sehr geeignet. Aber auch im Sommer ist Saint-Cergue ein beliebtes Ausflugsziel und Ausgangspunkt von zahlreichen Wanderungen. Die Linie führt nun parallel zur Hauptstrasse zum Col de la Givrine. Hier auf der Passhöhe ist mit 1`233 Metern über Meer der Scheitelpunkt der Strecke erreicht. Über ein kurzes, jedoch recht kräftiges Gefälle gelangt der Zug schliesslich zur Endstation La Cure. Die Grenzortschaft befindet sich inmitten eines typischen Jura-Hochtals.

Bis 1958 fuhren die Züge von hier weiter nach Morez (F)
Bis 1958 fuhren die Züge von hier weiter nach Morez (F)

Wie es der Namen der Bahngesellschaft "Chemin de fer Nyon–Saint-Cergue–Morez" auch heute noch verrät, führte die Strecke einmal weiter nach Morez. Die 12 Kilometer lange Fortsetzung ins Landesinnere von Frankreich konnte 1921 eröffnet werden. Weil die französische Bahngesellschaft anfangs noch keine eigene Fahrzeuge besass, wurde die gesamte Strecke durch das Schweizer Unternehmen betrieben, welches sich folglich  Chemin de fer Nyon–Saint-Cergue–Morez nannte. Obwohl 1958 der letzte Zug auf dem französischen Streckenabschnitt verkehrte und das Trasse anschliessend zurück gebaut wurde, blieb der Name bis heute bestehen.


Last Update: 18.11.2024

Zuletzt gereist: 22.04.2021